BOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS 
AN DIE TEILNEHMER DES 101. KATHOLIKENTAGS
IN MÜNSTER
AN DIE TEILNEHMER DES 101. KATHOLIKENTAGS
IN MÜNSTER
 MÜNSTER, 9-13 mai 2018
Liebe Brüder und Schwestern,
ganz herzlich grüße ich euch alle anlässlich des 101. Katholikentags 
in Münster und freue mich, dass ihr in so großer Zahl gekommen seid. 
Eure Teilnahme ist ein deutliches Zeichen dafür, wie sehr euch das 
Leitwort dieses Katholikentags „Suche Frieden“ am Herzen liegt.
Dieses Wort ist dem Psalm 34 entnommen: „Meide das Böse und tu das 
Gute, suche Frieden und jage ihm nach!“ (Vers 15). Es ist ein Imperativ 
und ein brandaktueller Hilferuf. Es gibt derzeit kein wichtigeres Thema 
in der öffentlichen Debatte über Religion als das Problem von Fanatismus
 und Gewaltbereitschaft. Wir können beobachten, dass im familiären 
Bereich, an Arbeitsplätzen, in Vereinigungen, in Stadtteilen, Regionen 
und Nationen sowie überall dort, wo der Mensch als solcher nicht als 
eine Gabe Gottes angenommen wird, Unfriede, Missgunst und Hass zutage 
treten. Meine große Sorge gilt den Menschen, besonders den Kindern und 
Jugendlichen, die wegen Krieg und Gewalt in ihrem eigenen Land zur 
Flucht gezwungen sind, um ihr Leben zu retten. Sie klopfen bei uns an 
mit der Bitte um Hilfe und Aufnahme. In ihren Augen sehen wir die 
Sehnsucht nach Frieden.
Die Stadt Münster war vor 370 Jahren Schauplatz für einen bedeutenden
 Friedensschluss nach einem verheerenden Krieg. Man kam überein, dem 
kriegerischen Morden, das auch im Namen einer von Menschen missbrauchten
 Religion verübt wurde, ein Ende zu setzen. Der Katholikentag hier in 
Münster ermahnt uns, aus der eigenen Geschichte heraus für die Zukunft 
Frieden zu lernen. Ein wesentliches Instrument dazu ist unser 
christliches Engagement in der Familie, in unseren Schulen und 
Bildungseinrichtungen, vor allem auch in der Politik.
Frieden kann ebenso weiter wachsen, wenn die Christen verschiedener 
Konfessionen im verbindenden Bekenntnis zu Christus an die 
Öffentlichkeit treten und sich in der Gesellschaft gemeinsam engagieren,
 denn Christus ist unser Friede (vgl. Eph 2,14). Frieden bedarf 
des wertschätzenden Miteinanders aller Menschen guten Willens aus allen 
Religionen und Bekenntnissen. Alle Menschen können wertvolle Bausteine 
im Aufbau einer friedliebenden Gesellschaft sein. Frieden zu suchen und 
ihn so auch zu gestalten, ist Aufgabe aller Menschen. Seid Botschafter 
des Friedens, der Verantwortung und der Barmherzigkeit vor allem für die
 junge Generation! In jedem Kind, egal in welchem Land es geboren ist, 
schaut uns Christus an, der selber als schwaches Kind in unsere Welt 
gekommen ist. Kinder sind Zukunft!
Die gerechte Teilhabe aller Männer und Frauen am Wohlergehen ihrer 
Gesellschaft ist Grundlage eines dauerhaften Friedens. Die gerechte 
Teilhabe aller gilt aber auch für die Menschen in allen Gesellschaften 
weltweit. Die großen kirchlichen Hilfswerke, die Verbände und viele 
Pfarrgemeinden leisten hierfür einen wertvollen Beitrag. Frieden aber 
beginnt auch ganz einfach und klein in unserer Sprache, in der Wahl der 
Worte. Mit Worten, die wie Brot sind, stärkend, wertschätzend, gütig, 
klärend und verlässlich, beginnt der Frieden. Wahrheitsliebende Worte 
aus unserem Mund – in Gesellschaft und Kirche, in Familie und 
Freundeskreis, in der Arbeit oder der Freizeit – dienen dem Frieden. So 
auch die Worte unserer Gebete!
Ich wünsche euch, dass dieser Katholikentag ein großes Fest des 
Glaubens wird und ein weit sichtbares Zeichen für den Frieden. Die Tage 
von Christi Himmelfahrt bis Pfingsten erinnern uns daran, dass wir 
unablässig den Heiligen Geist anrufen sollen, dass er uns seine Gaben 
schenke und den Frieden des Herrn wachsen lasse. Dabei schauen wir auch 
auf Maria, die als Mutter der Kirche mit den Aposteln um das Kommen des 
Heiligen Geistes gebetet hat. Sie begleite und unterstütze auch unsere 
Suche nach Frieden. Vertrauen wir uns ihrer Fürsprache und Hilfe an!
Ich weiß mich euch im Gebet verbunden. Vergesst bitte nicht, für mich
 zu beten! Von Herzen erteile ich euch, die ihr in Münster 
zusammengekommen seid, wie auch allen Gläubigen des Volkes Gottes in 
Deutschland den Apostolischen Segen.
Aus dem Vatikan, am 1. Mai 2018
FRANZISKUS
 


 
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